Welches Schloss soll ich kaufen?

Die Frage:

"Welches Schloß ist das Richtige für meinen Waffenschrank oder meine Waffenraumtür?"

stellt sich regelmäßig vor dem Kauf eines neuen Waffenschrankes oder einer Waffenraumtür.

Wir möchten Ihnen hier eine Übersicht über die erhältlichen Schloßarten bieten. Für jede Schloßart bieten die Schloßhersteller verschiedene Produkte mit speziellen Merkmalen. Wir beschränken uns hier jedoch auf die generellen Unterscheidungen.

Wichtige Aspekte:

  • Jedes Tresorschloß, welches in einem Wertbehältnis mit einer Zertifizierung nach EN 1143-1 verbaut ist, muss selbst über eine Zertifizierung nach EN 1300 verfügen!
  • Jedes Tresorschloß, welches in einem Wertbehältnis mit einer Zertifizierung nach EN 1143-1 verbaut ist, MUSS vom Zertifikatinhaber (also Tresorhersteller) in der Schlossliste zu dem jeweiligen Wertbehältnis (Waffenschrank, Waffenkammertür) enthalten sein, ansonsten DARF das Schloß NICHT eingesetzt werden! Ist also wie beim Auto mit der Felge: auch wenn die Felge eine KBA Nummer hat, betrieben werden darf ein PKW damit nur, wenn die gewählte Rad-/Reifenkombination die Freigabe für das entsprechende Fahrzeug hat.

Doppelbartschloss - Schlüsselschloss:

Doppelbartschloss Schlüsselschloss

Basisausstattung bei einem Waffenschrank oder einer Waffenraumtür ist ein Schlüsselschloss, welches regelmäßig mit zwei Doppelbartschlüsseln ausgeliefert wird. In dem geforderten Widerstandsgrad werden Schlösser mit einen Produktzertifizierung nach EN 1300, Klasse A, verwendet. Der Schlosskasten sitzt im Inneren, Zugriff bieten die dazu gehörigen Schlüssel.

Mehrschlüssel dürfen nur gegen Vorlage eines Musterschlüssels gefertigt werden, denn es handelt sich hierbei um unregistrierte Permutationen. Dies betrifft auch Ersatz für beschädigte Schlüssel, wobei hier in den meisten Fällen auch die Vorlage des beschädigten Schlüssels ausreichend ist.

Den beschädigten Schlüssel sollten Sie nach Ersatzbeschaffung auch nicht entsorgen, sondern gut im Waffenschrank oder Waffenraum aufbewahren, um die Vollständigkeit Ihres individuellen Schlüsselsatzes nachweisen zu können. Übrigens sind der Aufwand und damit die Kosten für die Anfertigung von einem Ersatzschlüssel regelmässig auch viel höher wie die Kosten für ein neues Ersatzschloss, informieren Sie sich entsprechend.

Eine Anfertigung von Nachschlüsseln für einen verloren gegangenen Schlüssel ist untersagt, da im Falle eines Schlüsselverlustes stets und unverzüglich das Schloss zu ersetzen ist, um die geforderte Sicherheit zeitnah wieder herzustellen. Zwei Wochen sind da bereits zu lang.

VORSICHT FALLE: können Sie bei einer behördlichen Kontrolle nicht alle Schlüssel vorweisen, geht die Behörde stets von der Möglichkeit aus, dass mit dem nicht vorweisbaren Schlüssel ein Zugriff durch eine nicht berechtigte Person auf Ihre Waffen erfolgen kann!

FORDERUNG UND KONSEQUENZEN: "Die sichere Aufbewahrung von Waffen und Munition ist eine der zentralen Forderungen des Waffenrechts an jeden Waffenbesitzer. Waffen sind so aufzubewahren, dass sie von anderen nicht entwendet oder missbraucht werden können (§ 36 WaffG, §§ 13 und 14 AWaffV). Verstöße gegen Aufbewahrungspflichten sind eine Ordnungswidrigkeit und können mit einer Geldbuße bis zu zehntausend Euro geahndet werden (§ 53 Absatz 1 Nummer 19 WaffG). Wer vorsätzlich gegen die Aufbewahrungsvorschriften verstößt und dadurch die Gefahr verursacht, dass die Waffe abhandenkommt oder unbefugt darauf zugegriffen wird, begeht eine Straftat, die mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder Geldstrafe geahndet wird (§ 52a WaffG). Der Verstoß gegen Aufbewahrungsvorschriften kann darüber hinaus zu dem Verlust waffenrechtlicher Erlaubnisse wegen mangelnder Zuverlässigkeit führen, was zur Folge hätte, dass sich der Betroffene von seinen Waffen trennen muss." Quelle: bmi.bund.de

"Vorsätzlich" bedeutet hier bereits, Sie wussten, dass ein Schlüssel abhanden gekommen ist und haben auf diesen Umstand nicht unverzüglich reagiert. Die Behörde vermutet dies zunächst nicht ungerechtfertigt, und dann müssten Sie diese Vermutung erst einmal schlüssig widerlegen, es reicht dabei nicht, den eigenen Standpunkt darzulegen, Sie müssen ihn auch beweisen. Tun Sie sich den Stress nicht an und treffen Sie rechtzeitig geeignete Massnahmen.

Geeignete Massnahmen wären bspw. ein Austausch des Schlosses oder eine Änderung der Schliessung nebst Anfertigung neuer Schlüssel. Letzteres ist aber wesentlich teurer wie ein 1:1 Schlosstausch.

Mechanisches Zahlenschloss:

Zahlenknopf vom mechanischen Zahlenschloss

Eine in früheren Jahres bevorzugte Schlossvariante ist das mechanische Zahlenschloss. In dem geforderten Widerstandsgrad werden Schlösser mit einen Produktzertifizierung nach EN 1300, Klasse A, verwendet. Auch hier sitzt der Schlosskasten im Inneren, die Bedienung erfolgt von aussen mittels eines Zahlenknopfes.

Der innere Teil des Zahlenknopfes ist dabei drehbar und fest mit dem Schlosskasten verbunden, der äussere Teil (Ring) ist auf der Tür fixiert und beinhaltet sowohl die Öffnungsmarkierung (12 Uhr) wie auch eine Umstellmarkierung (11 Uhr). Für die Änderung der Codezahlen benötigen Sie einen sogenanntem Umstellschlüssel, welcher im Lieferumfang enthalten ist. Bewahren Sie diesen Umstellschlüssel sicher auf.

Es ist stets ein Code im Schloss vorhanden. Der Schlosshersteller liefert es mit "4x Links: 50" aus. Der Hersteller des Wertbehältnisses liefert es regelmäßig mit eigenen Zahlen wie bspw. "10-20-30" aus und hätte damit die Funktion selbst geprüft und verifiziert.

Diese "Werkscodes" sind natürlich weltweit bekannt, so dass ein solches Schloss nur dann über die geforderte Sicherheit verfügt, wenn dieser "Grundcode" vom Nutzer mit dem Umstellschlüssel auf einen eigenen Zahlencode verändert wird!

VORSICHT FALLE: Stellt die Waffenbehörde bspw. während einer Kontrolle fest, dass der Code durch den Nutzer nicht verändert wurde, wird Ihnen Bequemlichkeit oder Ignoranz unterstellt, womit Sie wiederum einem unberechtigten Dritten die Möglichkeit zu einem einfachen Zugriff auf Ihre Waffen mittels eines weitläufig bekannten Grundcodes geben. Die Konsequenzen wurden bereits oben detailliert beschrieben!

VORSICHT FALLE: Die Umstellung des Zahlencodes ist nicht so einfach, wie es zunächst den Anschein hat! Von einem unbedarften Vorgehen ist hier abzuraten, es kommt häufiger durch individuelle Fehlbedienungen verschiedenster Varianten vor, dass ein eingestellter Code durch den Nutzer nicht mehr nachvollzogen werden kann. Hat man keine Vorkenntnisse und keinen Bekannten, der über solche verfügt, muss man sich erst einmal intensiv mit der Bedienung des Schlosses befassen und erst dann die Umstellung angehen, wenn man diese beherrscht. Oftmals "steht die Waffe schon vor der Tür", und man versucht, dies zwischen "Tür und Angel schnell mal eben" zu erledigen, was dann schief geht. Das hat regelmäßig den teuren Einsatz eines Tresortechnikers vor Ort zur Folge, da ein solches Zahlenschloss nicht ohne profundes Produktwissen zu resetten ist. Trennen Sie sich auch von der Idee, das Schloss wäre defekt: es handelt sich um eine reine Mechanik und einen Bedienerfehler, und der Tresortechniker wird Ihnen den auch nachweisen, denn: mit den vom ihm ermittelten Zahlencode lässt sich das Schloss jederzeit öffnen - und das ist nicht Ihr Code, denn ansonsten bräuchten Sie ja den Tresortechniker nicht.

Tip zum Code umstellen: während des Umstellvorganges kleben Sie die Öffnungsmarkierung (12 Uhr) mit einem Stück Isolierband zu. Somit verhindern Sie, dass Sie versehentlich die falsche Markierung ansteuern, denn: was Sie nicht sehen, können Sie auch nicht verwenden!

Elektronisches Zahlenschloss:

Beispiel elektronisches Zahlenschloss

Eine heutzutage bevorzugte Schlossvariante ist das elektronische Zahlenschloss. In dem geforderten Widerstandsgrad werden Schlösser mit einen Produktzertifizierung nach EN 1300, Klasse B, verwendet. Auch hier sitzt der Schlosskasten im Inneren, die Bedienung erfolgt von aussen mittels einer Eingabeeinheit (Tastatur). Vereinzelt werden derartige Schlösser auch mit einer Notöffnung über einen zweiten Öffnungsmechanismus angeboten. Dies kann mittels Doppelbartschliessung oder über ein mechanisches Zahlenschloss erfolgen.

Will man die Schlüsselthematik umgehen, ist die Variante mit Doppelbartschliessung wenig hilfreich, denn dieser Schlüssel verschafft problemlos Zugang und müsste damit wieder in einem Wertbehältnis gleichen oder höheren Widerstandsgrades gesichert werden (vgl. Oberverwaltungsgericht NRW Münster, 20 A 2384/20).

Die Variante mit dem mechanischen Zahlenschloss ist da sinnhafter, allerdings gibt es zwei gravierende Dinge zu beachten:

  • eine vollintegrative Lösung bietet bspw. das Schloss "DUET" von NL-Locks. Das Schloss besitzt auch eine Zulassung nach EN1300, Klasse B. Allerdings ist dieses Schloss in nahezu keiner Schlossliste der Tresorhersteller enthalten, da das Schloss durch die doppelte Technik ein wesentlich höheres Schlossgehäuse hat wie sämtliche anderen Schlösser am Markt. Hierfür müssten zahlreiche Änderungen an den zertifizierten Wertbehältnissen vorgenommen werden. Angesichts zu erwartender geringer Stückzahlen ist derzeit aber kein Hersteller bekannt, der diesen immensen Kostenaufwand trägt, nur um diesen Schlosstyp theoretisch einbauen zu können. Daher wird dieses Schloss sich weder kurz- noch mittelfristig am Markt durchsetzen.
  • einen anderen Weg gehen einzelne Hersteller, die einfach ein elektronisches Schloß auf einem Schubschlitten montieren. Dahinter wird dann ein normales mechanisches Zahlenschloss gesetzt, welches über ein Gestänge mit dem Schubschlitten verschraubt ist und diesen bei Öffnung des mechanischen Zahlenschlosses samt Elektronikschloss aus seiner Verrriegelungsposition herauszieht. Sind die Schraubverbindungen nicht fest oder klemmt der Schlitten, z.B. aufgrund von Abrieb der Riegelmechanik oder mangelhafter Montage (beides durchaus nicht so selten wie man meint), ergeben sich oft gravierende Funktionsstörungen ausgerechnet in den seltensten Fällen, wo diese Funktion benötigt würde.

Eine generelle Notwendigkeit zu einem wie auch immer ausgeführten redundanten System sehen wir hier für normalen alltäglichen Gebrauch nicht. Das Risiko, dass ein modernes Elektronikschloss ausfällt und durch einen guten Tresortechniker nicht mehr beschädigungsfrei geöffnet werden kann, tendiert gegen null. Das Risiko, dass Sie irgendwann einmal Ihren Code vergessen, ist da wesentlich höher.

TIP: ein modernes Elektronikschloss kommt in der Regel bereits in der Basisversion mit einer Software, die neben dem HAUPTCODE das Anlegen eines zweiten Codes, des UNTERCODE erlaubt. Verwenden Sie stets diese Option, und verwenden Sie in dem Untercode stets Ziffern, die im Hauptcode nicht enthalten sind. So können Sie selbst bei einer schadhaften Zifferntaste das Wertbehältnis stets mit dem zweiten Code öffnen.

NOCH BESSERER TIP: Hat ein anderes Mitglied Ihrer Familie keine waffenrechtliche Erlaubnis, dürfen Sie demjenigen Ihren Code natürlich nicht verraten. Was passiert aber, wenn Sie bspw. unerwartet versterben? Niemand kennt dann Ihren Code. Unsere Idee: haben Sie ein Testament? Wir empfehlen, den HAUPTCODE in einem verschlossenen Briefumschlag als Anhang bei Ihrem Testament zu hinterlegen und im Tagesgebrauch nur den UNTERCODE zu verwenden. Der wichtige Fachbegriff dafür lautet "in amtlicher Verwahrung". Zu diesem Briefumschlag haben Sie als Einzigster zu Ihren Lebzeiten stets Zugangsmöglichkeit, können sich also im Falle eines vergessenen Codes einen Zugang verschaffen, und da dies dann der Hauptcode ist, können Sie unter dessen Verwendung den vergessenen Untercode resetten und überschreiben! Durch den Umstand der amtlichen Verwahrung können Sie aber auch einem potentiellen Erben oder Nachlassverwalter gegenüber erwähnen, wo sich ein Code für das Wertbehältnis befindet. Derjenige kommt aber zu Ihren Lebzeiten da regelmässig nicht dran, also: für alle gut vorgesorgt und alles richtig gemacht.

PANIC ROOM: Möchten Sie beispielsweise eine Waffenkammertür auch von der Raumseite öffnen und verriegeln können, funktioniert dies übrigens allein mit einem elektronischen Zahlenschloss, da nur dieser Schlosstyp keine mechanische Verbindung zwischen Schlossgehäuse und Öffnungseinheit (Griff, Zahlenrad) schafft, sondern hier arbeiten zwei Eingabeeinheiten (Tastaturen), welche über einen BUS-Verteiler mit der im Schlossgehäuse befindlichen Elektronikeinheit verbunden sind, zusammen und bewirken eine Bedienmöglichkeit sowohl von der Raum- wie auch Gangseite. Dies ist sicherer und effizienter wie jede störanfällige mechanisch arbeitende Einsperrsicherung.