Will man die Schlüsselthematik umgehen, ist die Variante mit Doppelbartschliessung wenig hilfreich, denn dieser Schlüssel verschafft problemlos Zugang und müsste damit wieder in einem Wertbehältnis gleichen oder höheren Widerstandsgrades gesichert werden (vgl. Oberverwaltungsgericht NRW Münster, 20 A 2384/20).
Die Variante mit dem mechanischen Zahlenschloss ist da sinnhafter, allerdings gibt es zwei gravierende Dinge zu beachten:
eine vollintegrative Lösung bietet bspw. das Schloss "DUET" von NL-Locks. Das Schloss besitzt auch eine Zulassung nach EN1300, Klasse B. Allerdings ist dieses Schloss in nahezu keiner Schlossliste der Tresorhersteller enthalten, da das Schloss durch die doppelte Technik ein wesentlich höheres Schlossgehäuse hat wie sämtliche anderen Schlösser am Markt. Hierfür müssten zahlreiche Änderungen an den zertifizierten Wertbehältnissen vorgenommen werden. Angesichts zu erwartender geringer Stückzahlen ist derzeit aber kein Hersteller bekannt, der diesen immensen Kostenaufwand trägt, nur um diesen Schlosstyp theoretisch einbauen zu können. Daher wird dieses Schloss sich weder kurz- noch mittelfristig am Markt durchsetzen.
einen anderen Weg gehen einzelne Hersteller, die einfach ein elektronisches Schloß auf einem Schubschlitten montieren. Dahinter wird dann ein normales mechanisches Zahlenschloss gesetzt, welches über ein Gestänge mit dem Schubschlitten verschraubt ist und diesen bei Öffnung des mechanischen Zahlenschlosses samt Elektronikschloss aus seiner Verrriegelungsposition herauszieht. Sind die Schraubverbindungen nicht fest oder klemmt der Schlitten, z.B. aufgrund von Abrieb der Riegelmechanik oder mangelhafter Montage (beides durchaus nicht so selten wie man meint), ergeben sich oft gravierende Funktionsstörungen ausgerechnet in den seltensten Fällen, wo diese Funktion benötigt würde.
Eine generelle Notwendigkeit zu einem wie auch immer ausgeführten redundanten System sehen wir hier für normalen alltäglichen Gebrauch nicht. Das Risiko, dass ein modernes Elektronikschloss ausfällt und durch einen guten Tresortechniker nicht mehr beschädigungsfrei geöffnet werden kann, tendiert gegen null. Das Risiko, dass Sie irgendwann einmal Ihren Code vergessen, ist da wesentlich höher.
TIP: ein modernes Elektronikschloss kommt in der Regel bereits in der Basisversion mit einer Software, die neben dem HAUPTCODE das Anlegen eines zweiten Codes, des UNTERCODE erlaubt. Verwenden Sie stets diese Option, und verwenden Sie in dem Untercode stets Ziffern, die im Hauptcode nicht enthalten sind. So können Sie selbst bei einer schadhaften Zifferntaste das Wertbehältnis stets mit dem zweiten Code öffnen.
NOCH BESSERER TIP: Hat ein anderes Mitglied Ihrer Familie keine waffenrechtliche Erlaubnis, dürfen Sie demjenigen Ihren Code natürlich nicht verraten. Was passiert aber, wenn Sie bspw. unerwartet versterben? Niemand kennt dann Ihren Code. Unsere Idee: haben Sie ein Testament? Wir empfehlen, den HAUPTCODE in einem verschlossenen Briefumschlag als Anhang bei Ihrem Testament zu hinterlegen und im Tagesgebrauch nur den UNTERCODE zu verwenden. Der wichtige Fachbegriff dafür lautet "in amtlicher Verwahrung". Zu diesem Briefumschlag haben Sie als Einzigster zu Ihren Lebzeiten stets Zugangsmöglichkeit, können sich also im Falle eines vergessenen Codes einen Zugang verschaffen, und da dies dann der Hauptcode ist, können Sie unter dessen Verwendung den vergessenen Untercode resetten und überschreiben! Durch den Umstand der amtlichen Verwahrung können Sie aber auch einem potentiellen Erben oder Nachlassverwalter gegenüber erwähnen, wo sich ein Code für das Wertbehältnis befindet. Derjenige kommt aber zu Ihren Lebzeiten da regelmässig nicht dran, also: für alle gut vorgesorgt und alles richtig gemacht.
PANIC ROOM: Möchten Sie beispielsweise eine Waffenkammertür auch von der Raumseite öffnen und verriegeln können, funktioniert dies übrigens allein mit einem elektronischen Zahlenschloss, da nur dieser Schlosstyp keine mechanische Verbindung zwischen Schlossgehäuse und Öffnungseinheit (Griff, Zahlenrad) schafft, sondern hier arbeiten zwei Eingabeeinheiten (Tastaturen), welche über einen BUS-Verteiler mit der im Schlossgehäuse befindlichen Elektronikeinheit verbunden sind, zusammen und bewirken eine Bedienmöglichkeit sowohl von der Raum- wie auch Gangseite. Dies ist sicherer und effizienter wie jede störanfällige mechanisch arbeitende Einsperrsicherung.